Griechische Kirche

Griechische Kirche

Griechische Kirche, griechisch-orientalische oder orientalisch-orthodoxe Kirche, die christl. Kirche des Orients, im Gebiete des frühern Byzant. Reichs und Rußlands (s. Russische Kirche). Sie hält sich in Lehre, Verfassung und Sitte an die ersten sieben ökumenischen Konzilien, erkennt von den spätern kirchlichen Weiterbildungen nur wenige an und verwirft vor allem die Autorität des Papstes. Die förmliche und bleibende Trennung (Schisma) der griech. und lat. Kirche erfolgte unter Papst Leo IX., der 16. Juli 1054 in der Sophienkirche zu Konstantinopel die Exkommunikation über den Patriarchen Michael Cärularius (s.d.) aussprechen ließ, die sofort von diesem erwidert wurde. Seit 1453 gelang es jedoch, einen Teil der Griechen gegen Zugeständnis der Priesterehe und des Abendmahls in beiderlei Gestalt unter die Hoheit des Papstes zu bringen (Unierte Griechen, s.d.). Seit dem 17. Jahrh. (1643, 1672) gab sich die G. K. ein neues gemeinsames Glaubensbekenntnis gegenüber Rom und dem Protestantismus. Im 19. Jahrh. entstanden mit der Befreiung von den Türken die hellen., rumän., serb., bulgar. Nationalkirche. Die G. K. im türk. Gebiete steht unter den vier Patriarchen in Konstantinopel, Alexandria, Antiochia und Jerusalem, wird aber vom erstern mit der aus zwölf Metropoliten bestehenden permanenten Synode regiert. Das Dogma der G. K. unterscheidet sich wenig von dem römischen; sie erkennt gleichfalls die Tradition als Quelle des Glaubens neben der Bibel sowie sieben Sakramente an; die Transsubstantiation und das Meßopfer (nicht aber die Anbetung der Hostie) wird gelehrt; auch die Anrufung der Heiligen, bes. der Mutter Gottes, die Verehrung von Reliquien und (gemalten) Bildern, heiligen Gräbern etc. findet statt; Fasten werden noch strenger beobachtet, zahlreiche Klöster bestehen, aber keine verschiedenen Mönchsorden. Dagegen verwirft sie das Fegfeuer, die Lehre von den überschüssigen Verdiensten der Heiligen und dem Ablaß; beim Abendmahl wird gesäuertes Brot und mit Wasser gemischter Wein allen Kommunikanten, auch den Kindern gereicht; den niedern Geistlichen ist die einmalige Ehe mit einer Jungfrau gestattet, die höhern vom Bischof aufwärts werden aus der Klostergeistlichkeit gewählt und sind unverheiratet; eine allgemeine Kirchensprache ist nicht vorgeschrieben. – Vgl. Stanley (Geschichte, engl., 5. Aufl. 1883); Gaß, »Symbolik der G. K.« (1872); Maltzew, »Die Liturgien der orthodox-kath. Kirche« (1894 u. 1902); Kyriakos (deutsch 1902).


http://www.zeno.org/Brockhaus-1911. 1911.

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